One day or another ~

Eden war längst wach, denn sein Tagesrythmus war einfach völlig darauf abgestimmt, dass er morgens die Vorbereitungen für die Gottesdienste treffen würde, heute jedoch nicht. Kein Pastor war zugegen um die Messe zu halten also waren den Schülern die morgendlichen Pflichten erlassen worden. Größtenteils jedenfalls... es wurde kurz etwas geputzt und aufgeräumt, bei der hohen Zahl an Gehilfen war das jedoch schnell erledigt und nun hatte der Bücherwurm frei bis der Unterricht anfing.
"Bis nachher, Eden." Ja, bis später.
In bequemem Tempo, welches für andere häufig wirkte als sei er auf der Flucht obwohl er eigentlich locker durch die Gegend spazierte, lief er durch die Flure und erreichte schließlich Dylans Zimmer. Sofort klopfte er an der Tür und kündigte an, dass er da war... wartete jedoch nicht auf eine Antwort der Schlafmütze, weshalb er schon nach kurzer Wartepause eintrat. In seine Decke gekuschelt lag Dylan wie erwartet noch im Tiefschlaf im Bett und säuselte vor sich hin. Eden ging an sein Bett heran und beugte sich etwas herunter, woraufhin er sanft an Dylans Schulter zu rütteln begann. Aufwachen Dylan, es ist morgen. sprach er freundlich und schmunzelte.
Seine Stimme war ruhig und sanft und passte vermutlich eher zu einem Mädchen, Eden selbst hatte jedoch kein Problem damit. Sie passte zu ihm fand er. Willst du nicht aufstehen...? meinte er, betonte es jedoch mehr wie einen leichten Vorwurf als eine tatsächliche Frage, während er die zweite Hand dazu nahm und auch an Dylans Seite zu rütteln begann.

Dylan hingegen vertrieb sich seine Zeit noch immer im Reich der Träume und verfolgte auch dort zwischendurch immer mal wieder böse Geister und Dämonen, über die er natürlich schließlich triumphierte und sie dorthin zurück schickte, wo sie hergekommen waren. Das Klopfen entging ihm im Eifer seiner "Gefechte" doch glatt und erst das Rütteln an seiner Schulter änderte etwas an seinem Zustand.
`Aufwachen Dylan, es ist morgen´, klang es leise zu ihm durch, während die Geister, die er zuvor ohne weiteres mit den kompliziertesten Psalmen und auch mit einigen gesegneten Waffen zurück geschickt hatte, langsam wie in einem seltsamen Dunst verschwanden.
Noch immer müde blinzelte er den bereits wachen Eden an, der ihn durch das erneute Rütteln nun endgültig dem Reich der Träume entriss. "Ist es schon wieder so weit...?", fragte er und rieb sich über die Augen. Nun, die Frage hätte er sich eigentlich sparen können, weshalb würde Eden ihn denn sonst wecken, wenn es nicht Zeit zum Aufstehen war?
"Guten Morgen, Eden", sagte er dann nach einem kurzen Seufzen und richtete zumindest seinen Oberkörper schon einmal auf, ehe er sich kurz durch das wirre Haar strich und dem nur wenig Älteren ein Lächeln zukommen ließ.
Wenn er sich gleich erst einmal fertig gemacht hatte, würde auch noch der Rest Müdigkeit verfliegen.

Als Dylan sich regte nahm Eden seine Hände zurück und richtete sich wieder auf. Guten Morgen. grüßte er zurück und wartete brav ab bis Dylan sich zumindest aufgerichtet hatte. Sich schon vorher an sein Bett zu setzen wäre irgendwie aufdringlich gewesen. Jetzt war es jedoch okay, und sofort nutzte Eden die Gelegenheit, setzte sich an die Bettkante und sah mit einem leicht amüsierten Lächeln zu Dylan der noch ganz verschlafen aussah. Gut geschlafen? fragte er nach und legte den Kopf minimal schräg. So selten wie er die Zeit hatte Dylan zu wecken so sehr genoss er es jedoch auch. Immerhin bekamen nicht viele ihn so zu sehen und dieses Monopol welches Eden in vielen von Dylans Lebenslagen genoss galt es immerhin auch in vollem Maße zu nutzen, wer wusste schon wann Dylan ihn über haben würde und es sich anders überlegte...?

"Es hätte wohl kaum besser sein können", erwiderte er und dachte an dieses Erfolgserlebnis, das er im Traum gehabt hatte. Er würde es definitiv auch hier wahr machen! Das Lächeln wandelte sich in ein kurzes, zuversichtliches Grinsen, das aber von dem Drang zu gähnen und der tatsächlichen Ausführung dessen, verscheucht wurde.
Er zog die Beine an und saß schließlich im Schneidersitz, noch immer halb in seine Decke gemummelt. "Und du?", fragte er schließlich. Selbst wenn Eden schon eine ganze Weile wach war, hieß das ja nicht, dass Dylan ihn nicht trotzdem fragen durfte, wie er geschlafen hatte, als ihm jedoch auch schon wieder ein anderer Gedanke kam: "Wie kommt es eigentlich, dass du mich wecken kommen kannst? Normalerweise bist du doch viel zu eingespannt in die Vorbereitungen, oder nicht?"

Zufrieden schmunzelte Eden vor sich hin, scheinbar hatte Dylan gut geträumt, weshalb er nun offensichtlich gute Laune hatte. Ich habe sehr gut geschlafen, danke...
"Wie kommt es eigentlich, dass du mich wecken kommen kannst? Normalerweise bist du doch viel zu eingespannt in die Vorbereitungen, oder nicht?"
Ja, normalerweise schon... Aber unser Pastor und auch solche die bei abwesenheit die Messe halten würden sind seit heute Nacht außer Haus. Scheinbar werden sie woanders dringender gebraucht, weshalb heute kein Gottesdienst stattfindet. erklärte Eden und wandte den Blick nicht von Dylan ab. Mit seiner Decke noch halb um ihn gekuschelt wirkte er gerade niedlich und verspielt, zu knuddeln, Eden widerstand jedoch dem Inneren Drang und begnügte sich mit dem Anblick von Dylan im Schlafanzug.

Er nickte als Zeichen der Kenntnisnahme und konnte sich wohl glücklich schätzen, dass die Messe heute ausfiel. Sein Wecker würde ihn immerhin nicht rütteln und sich mit ihm unterhalten.
Einen Augenblick später jedoch schalt er sich schon für seine Gedanken. Der Gottesdienst gehörte mit zu dem normalen Tagesablauf und er sollte gefälligst dankbarer sein und dafür beten, dass den Pastoren, was auch immer vorgefallen war das ihre Anwesenheit bedurfte, nichts geschehen mochte.
Dylan betrachtete Eden einen Moment lang, ehe er fragte: "Wie viel Zeit haben wir denn noch? Ich denke nämlich, dass ich etwas zu Essen vertragen könnte." Hatte Eden denn schon gegessen? Wirklich sicher war er sich da nicht...

Wie viel Zeit haben wir denn noch? Ich denke nämlich, dass ich etwas zu Essen vertragen könnte.
Genug, keine Sorge, ich habe dich so geweckt, dass wir noch Zeit haben bequem zu frühstücken. denn das Frühstück war ja immerhin die wichtigste Mahlzeit des Tages, die Zeit sollte man sich schon nehmen, auch wenn Eden schon gefrühstückt hatte. Nun, etwas Obst konnte er schon noch essen. Ich warte draußen bis du dich umgezogen hast. meinte er während er sich aufrichtete, dann bückte er sich nach seiner Tasche und nahm sie wieder über die Schulter, drehte sich jedoch noch mal zu Dylan. Mit dem Buch bin ich fast durch, wenn du also demnächst Zeit hast...?